Rassismuskritik am Bildungssystem - Wie lässt sich Universität rassismuskritisch gestalten?

01.04.2021

Am 23. März 2021 fand das erste Kritische Podium statt, das hier dokumentiert ist.

Am 23. März 2021 diskutierten Dr.in Emily Ngubia Kessé, Mag. Aquea Lamptey, Mariam Malik BA BA, Farah Saad BA BA und Parissima Taheri-Maynard MA MSc, moderiert von Prof.in Alisha Heinemann beim 1. Kritischen Podium. Die geladenen Sprecher*innen sind Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und bildungsstiftende Akteur*innen, die sich in ihrer Arbeit mit strukturellem Rassismus im Bildungssystem auseinandersetzen. In diesem Kritischen Podium eröffnen sie erneut einen Diskurs, zu dem u.a. politische und institutionelle Entscheidungsträger*innen eingeladen wurden, Verantwortung für rassismuskritisches Handeln zu übernehmen. Dieses Podium ist das erste in einer Reihe von Veranstaltungen, die gegen Diskriminierung, Ungleichheit und Marginalisierung Position beziehen und um nachhaltige, strukturelle Veränderung bemüht ist.

Zur Aufzeichnung des Podiums auf YouTube.

Audre Lorde

“I urge each one of us here to reach down into that deep place of knowledge inside herself and touch that terror and loathing of any difference that lives here. See whose face it wears. Then the personal as the political can begin to illuminate all our choices.”

(‘The Master’s Tools Will Never Dismantle the Master’s House’)

Auszüge aus dem 1. Kritischen Podium

Dr.in Emily Ngubia Kessé

„Ihr Forschungsschwerpunkt liegt zurzeit im Bereich Rassismus und Sexismus, Machtverhältnissen und der Wissensentstehung mit einem Schwerpunkt in den Unterdrückungsmechanismen im Bildungssystem.“ (07:23, Prof. Alisha Heineman in ihrer Vorstellung von Dr. Emily Ngubia Kessé)

“… [H]ow silence is performed within the academic institution and within spaces of learning. … it [racism] remains unseen, and yet it continually performs its violent acts and continues to shape the lives of scholars of color and students of color. So in Stille Macht, we look at how silence is a form of propagating structures of discrimination within the institution.” (14:33)

Mag. Aquea Lamptey

„Wir reden sehr oft über Alltagsrassismus und wie Schwarze Menschen betroffen sind von Rassismus, aber wir reden nicht davon, welche Initiativen sie setzen und welche Lösungsvorschläge sie bringen.” (17:14)

„Grundsätzlich ist das Ziel, die Repräsentation von Menschen afrikanischer Herkunft und den afrikanischen Kontinent im österreichischen Bildungswesen – das bedeutet im Schulwesen aber auch auf universitärem Level – zu optimieren. Es fußt auf verschiedenen Ebenen - […] [wir bieten] wissenschaftliche Analysen, […] Workshop-Angebote und wir erstellen auch Unterrichtsmaterialien. [Die Initiative Advancing Equality within the Austrian School System (AEWTASS)] ist auch gegliedert in […] Gruppe[n] […] [mit] verschiedene[n] Tätigkeitsgebiete[n] und Schwerpunktthemen.” (17:35)

Farah Saad, BA BA und Parissima Taheri-Maynard, MA MSc

„[…] Wir sind auch Wien [wurde] gegründet als Plattform für psychische Gesundheit von Schwarzen Personen und People of Color. Weil mir selbst der Raum und die Community für diese Thematik extrem gefehlt hat […]. So haben wir zu Beginn psychological safer spaces kreiert wo BIPOC […] untereinander einen sicheren Raum haben, um sich austauschen zu können, um über ihre Psyche zu sprechen und auch sich mit Inhalten auseinanderzusetzen, die sonst entweder nicht thematisiert werden oder missrepräsentiert werden.“ (Parissima Taheri-Maynard 20:35)

Das Angebot von Wir Sind Auch Wien beinhaltet des Weiteren auch Workshops, BIPOC Student Empowerment Sessions, Vorträge und Artikel.

„Und in dem Zusammenhang ist einfach auch wichtig zu betonen, dass Verletzungen durch und in den Bildungsinstitutionen sich als roter Faden durch fast all unsere Angebote ziehen und mit den Student BIPOC Empowerment Sessions wollten wir einen Raum schaffen, der uns gefehlt hat. Ein Raum, in dem wir als BIPOC Studierende gemeinsam heilen, uns austauschen und bestärken können.“ (Farah Saad 21:48)

Mariam Malik, BA BA

„In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung hat sie sich unter anderem mit Rassismus an Bildungsinstitutionen und Dynamiken der Rassifizierung in Lehr und Lernräumen beschäftigt. Aktuell arbeitet sie zur Frage ‚Wer lernt was auf wessen Kosten in akademischen Lernräumen und dazu, wie Lehrende rassismuskritische Reflexionen in Lehrräumen auch umsetzen können.“ (11:51, Prof. Alisha Heineman in ihrer Vorstellung von Mariam Malik, BA BA)

„Nämlich, weil auch das Verstehen von Rassismus und seinen Funktionsweisen für Betroffene eine Notwendigkeit ist in weißen Situationen zu Überleben. Dabei stellt das Projekt @education.for.us einen Versuch dar, die De-Thematisierung von Rassismus in der Hochschule einerseits entgegenzuwirken, aber auch die Lernprozesse von Betroffenen zu unterstützen, beispielsweise durch Teilen von Ressourcen, Teilen von Lesetipps und so weiter.“ (23:00)

Transkript von Christina Schuster, mit Erlaubnis der Sprecher*innen (Anmerkung: [Eckige Klammern] weisen auf Auslassungen und Änderungen hin, lose Punkte auf Sprachpausen, auslaufende Sätze oder Umformulierungen). 

Organisation

Die Veranstaltung wurde von Mitarbeiter*innen des Instituts für Anglistik - Helena Oberzaucher, Ranthild Salzer, Eva Schörgenhuber, Christina Schuster, Katharina Wiedlack - in Zusammenarbeit mit der Abteilung Gleichstellung und Diversität der Universität Wien organisiert.

Als Veranstalter*innen ist uns bewusst, dass angesichts der Erschwernisse, die aufgrund von Rassismus diskriminierte Menschen erleben, eine Podiumsdiskussion nicht ausreichend ist, um Veränderungen nachhaltig einzuleiten. Dennoch möchte dieses Diskussionsformat zu einer universitätsöffentlichen Sensibilisierung für rassistische Strukturen beitragen und Schwarzen und PoC Studierenden und Mitarbeiter*innen Vernetzungsmöglichkeiten bieten.

Sponsor*innen

Die Veranstaltung wurde unterstützt von der Institutsleitung Anglistik und Amerikanistik, sowie mitfinanziert von Univ.-Prof. Mag. Dr. Alexandra Ganser-Blumenau, Univ.-Prof. Dr. Mathilde Eveline Keizer und der Forschungsplattform #YouthMediaLife, Universität Wien.

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Grafik von Christina Schuster u. Eva Maria Schörgenhuber